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Die vorliegende Masterarbeit behandelt die Bewertung der eingegangenen Unternehmensrisiken im Rahmen der Lebensversicherung und die hiervon abgeleiteten Auswirkungen zur Unternehmenssteuerung.
Dabei wird einerseits die Angemessenheit der sog. „Standardformel“ nach Solvency II überprüft, die in den europäischen Mitgliedsstaaten einen weitestgehend einheitlichen Ansatz bei der Bewertung der Risiken von Versicherungsunternehmen verwendet. Andererseits werden unter ökonomischen Überlegungen versicherungsmathematische Methoden vorgestellt, wie ein Lebensversicherer seine Risiken unternehmensindividueller ermitteln und damit seinen tatsächlichen Risikokapitalbedarf bestimmen kann.
Zur Quantifizierung der Ergebnisse werden die Berechnungsvorgaben der Standardformel für ausgewählte Risikomodule nachgebildet und mit den in dieser Arbeit vorgestellten unternehmensindividuellen Berechnungen verglichen und analysiert. Es zeigt sich, dass trotz der Komplexität des Solvency II-Modells eine noch differenziertere Herangehensweise notwendig ist, damit ein einzelnes Unternehmen seine Risiken adäquat und möglichst individuell bestimmen kann. Zur Gewährleistung einer nicht bestandsgefährdenden Unternehmensfortführung müssen die Versicherungsunternehmen bei Betrachtung ihrer Risiken mithilfe des EU-weiten Aufsichtssystems Solvency II in der Lage sein, die korrekten Rückschlüsse zur Unternehmenssteuerung zu ziehen. Die in dieser Arbeit vorgestellten versicherungsmathematischen Ansätze können dabei den Prozess zur unternehmenseigenen Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) unterstützen.
Das diesjährige Forschungsthema befasst sich mit dem Allokationsmechanismus im Rückversicherungsmarkt und den potentiellen Nachteilen, die daraus entstehen können. Somit lässt sich das Vorhaben in die Disziplin „Marktdesign“ einordnen, welches auf Mikroökonomie und Spieltheorie aufbaut. Im weiteren Verlauf wird zunächst der theoretische Rahmen abgesteckt und in den Rückversicherungs-Kontext gesetzt. Im zweiten Teil wird es einen Ein- und Ausblick in aktuelle Forschungsfragen gegeben.
The reinsurance market continues to face major challenges – at this point we would like to outline just two of these. While renewal of the reinsurance contracts as at 1st January 2019 was largely ‘riskadjusted flat’, renewal of the retrocession contracts was decidedly late. As at the date when this Annual Report 2018 went to press (2nd January 2019), the final trend is still not yet discernible. However, there are signs of a substantial hardening in prices and conditions in the retrocession area. Reinsurers, which are depend on the resource of retrocession capacity, would then be placed in an even more difficult position of increasing the price of retrocession, yet these additional costs cannot be passed on to the assignors under their active reinsurance contracts. Not least the German Federal Financial Supervisory Authority [BaFin] is also certain to set its sights on this aspect in its analysis of the prevailing reinsurance price level, which has been announced for 2019. Of particular interest with regard to a potential determination of insufficient market conditions would also be the resulting reaction by BaFin (and the basis on which this would occur). A decisive factor for a possible strengthening of the retrocession market would be a changed attitude on the part of alternative capital, which in recent years already provided 50-70% of the retrocession capacity – and rising – via ILS funds and other mechanisms. Unlike traditional reinsurers, ‘innocent investors’ such as pension funds were increasingly nervous as a result of the high number of claims again in 2018 – particularly the California wildfires in Q4 2018 – as well as the drop in the fund share price of numerous ILS funds prior to the renewal at 1st January 2019.
A further substantial burden on the business climate lies in the utter ambiguity with regard to the modalities of Brexit on 29th March 2019. A no-deal Brexit would seem to be a real – and perhaps even a probable – alternative. This would create a large vacuum
in legal certainty by eliminating many EU-UK contracts and agreements. The Cologne Research Centre for Reinsurance analyses the latest developments in the reinsurance market and, where appropriate, monitors these through research projects. In the process, the Cologne Research Centre for Reinsurance links its research activities with practices in the reinsurance sector. Hereby, and facilitated through organisation
of the annual Cologne Reinsurance Symposium and the Annual Meeting of the Sponsoring Group Reinsurance [Förderkreis Rückversicherung], a bi-directional
transfer of knowledge between theory and practice is pursued. The content of these two scientific events, as well as the completed research projects, are incorporated into scholarship and instruction at the Institute of Insurance Studies, rounding out practice-oriented training in the field of reinsurance.
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Currently, there are nine researchers and two employees responsible for science management on the staff of the Cologne Research Centre for Reinsurance. Thereby, all
material and personnel costs are fully financed by third-party funds provided by the Sponsoring Group Reinsurance.
We want to thank the Sponsoring Group Reinsurance, the University leadership and administration, ivwKöln [the Institute of Insurance Cologne] and the employees of the
Cologne Research Centre for Reinsurance for all their support for the research projects and events of the past year.
In dieser Präsentation stelle ich kurz mein Forschungsprojekt vor: Die Auswirkungen von Covid-19 auf die chinesische Versicherungs- und Rückversicherungsbranche.
Ich erläutere ein wenig die Hintergründe, gebe einen Überblick über die makroökonomischen Auswirkungen und gehe im Anschluss detaillierter auf die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Branchensegmente ein. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf die Branche für die Zeit nach Covid-19.
Folgende Aspekte lassen sich im Rahmen dieser Forschung festhalten:
• Im ORSA Bericht 2022 dient eine Anlehnung an die Klimawandelszenarien des „Network for Greening the Financial System (NGFS)“ (ein Zusammenschluss der Aufsichtsbehörden und Zentralbanken) als erste Orientierung.
• In Anlehnung an das NGFS sind zwei langfristige (mind. 30 Jahre) Temperaturanstiegsszenarien (< 2°C und ≥ 2°C) zur weiteren Analyse auszuwählen.
• Hierfür bietet sich ein Szenario mit hohem Transitionsrisiko (z.B. „Delayed Transition“) und ein Szenario mit hohem physischen Risiko (z.B. „Current Policies“) an.
• Im ORSA 2022 dienen einfach gehaltene, quantitative Analysen als Basis, um daraus qualitative Aussagen abzuleiten, z.B.:
o Neubewertung per heute (Sensitivitätsanalyse)
o Stresstest mit instantanen Schocks („Zeitreise“)
o Projektion (statisch oder mit Managementregeln)
• Schließlich sind bei der Ableitung von Ergebnissen die Besonderheiten der verschiedenen Bereiche/Sparten zu berücksichtigen:
o die Kapitalanlagen könnten beispielsweise langfristig durch Transitionsrisiken geprägt sein (z.B. steigende Energiepreise)
o die Schaden/Unfallversicherung ist geprägt durch das reformierte Baurecht (klimabewusstes Bauen)
o die Personenversicherung ist geprägt durch lange Vertragslaufzeiten.
Die Forschungsarbeit untersucht den sich verhärtenden Rückversicherungsmarkt und die Relevanz von Captives für Industrieunternehmen. Angesichts von Marktveränderungen wie steigender Inflation, Währungsschwankungen und höheren Schadensbelastungen überdenken Unternehmen ihre Risikomanagementansätze. Captives, insbesondere für mittelständische Unternehmen, gewinnen an Bedeutung. Sie bieten direkten Zugang zum Rückversicherungsmarkt, Unabhängigkeit und flexible Gestaltungsmöglichkeiten. Trotz Vorteilen wie optimierten Deckungsstrukturen und Umgehung von Marktveränderungen existieren Herausforderungen, darunter Kapitalanforderungen und Betriebskosten. Der Trend zu neuen Captives im harten Rückversicherungsmarkt ist nicht eindeutig, aber sie bleiben eine innovative Lösung für das betriebliche Risikomanagement. Traditionelle Rückversicherer bleiben entscheidend für die Branchenstabilität.
Cyber-Risiken, vor allem in Form von Cyber-Kriegsführung und staatlich unterstützten Angriffen, stellen eine große Herausforderung dar. Im Kontext der Versicherung, sollen solche Risiken über Kriegsklausel ausgeschlossen werden. Derzeit gibt es unterschiedliche Herausforderungen wie fehlende klare rechtliche Regelungen, die Unsicherheiten für Versicherer und Versichert darstellen. Die Interviews mit Branchenvertretern zeigen unterschiedliche Meinungen darüber, wie die Versicherungswirtschaft Cyber-Kriegsrisiken wahrnimmt und damit umgeht. Trotz der sich ständig ändernden Natur dieser Bedrohungen besteht weiterhin Bedarf an Forschung und Datenerfassung, um eine gut durchdachte Versicherungslösung zu entwickeln.
Die Komplexität der Cybergefahr und die sich entwickelnde Natur des Risikos bringen vielfältige Herausforderungen bei der Gestaltung von Versicherungs-produkten, beim Underwriting, beim Risikomanagement und bei der Kumul-kontrolle mit sich - sowohl für Erst- als auch Rückversicherungsgesellschaften. Eine korrekte Cyberrisikobewertung ist daher unabdingbar und der richtige Ansatz muss stets weiterentwickelt werden. Insbesondere die Vielfältigkeit eines Cyberevents ist hierbei zu berücksichtigen.
In der Cyberversicherung liefert die Vergangenheit keine zuverlässigen Indizien für die Wahrscheinlichkeit eines Schadens; Risiken müssen mit aufwändigen Modellrechnungen simuliert werden. Für die Bewertung von Cyberrisiken könnte die künstliche Intelligenz (KI) von Vorteil sein, um Muster und Wahrscheinlichkeiten im Bereich des Risikotransfers einfacher und effizienter zu analysieren. Einen alternativen Lösungsansatz könnten parametrische Rückversicherungslösungen als Ergänzung zur klassischen Versicherung liefern. So kann eine parametrische Cyberdeckung mit einem definierten Trigger (z.B. mit Hilfe der DSGVO als Trigger) als Auslöser für Schadenzahlungen angeboten werden.
Für eine ausreichende Versicherbarkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen, als auch für größere Industrielösungen könnte eine Risk Pooling Facility geschaffen werden, in welcher sich der traditionelle Rückversiche-rungsmarkt zusammen mit den Insurance Linked Securities Markt die Schadenbelastung teilen. Durch Unterstützung der künstlichen Intelligenz und durch parametrische Trigger (z.B. durch die DSGVO) könnten Schadenverläufe effizienter und zielgerichteter erfolgen.
Durch parametrische Cyberdeckungen könnten Transparenzprobleme bei der Schadenabwicklung verhindert und aufwendige Prüfungen der Rückversicherer reduziert werden. Zudem könnte mit Hilfe einer möglichen KI-Strategie die Bewertungen von Cyberrisiken vereinfacht und effizienter gestaltet werden. Parametrische Cyberlösungen können auch für alternatives Kapital interessant sein, denn auch im NatCat-Bereich sind Vehikel mit solchen Trigger-Lösungen verbreitet.
Die Handelsspannungen zwischen den USA und China, die sich seit Anfang 2017 verschärft haben, hatten weitreichende Folgen. Am 6. Juli 2018 verhängten die USA Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. USD, was Maßnahmen seitens Chinas nach sich zog. Dieser anhaltende Handelsstreit hat zu wirtschaftlichen Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt geführt, die sich in der Einführung von Zöllen, Handelsbeschränkungen und geopolitischen Unsicherheiten niederschlagen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen waren in verschiedenen Sektoren spürbar und führten zu Unterbrechungen in den globalen Lieferketten, erhöhten Produktionskosten und Nachfrageschwankungen auf den Märkten. Unternehmen, die in diesem komplexen Handelsumfeld tätig sind, sehen sich nun mit erheblichen Unsicherheiten konfrontiert. Die Automobilindustrie, einschließlich Autos, Autoteile, Stahl und Aluminium, ist besonders betroffen.
Lihong Wang reported on the rapid expansion of Chinese Online Insurance. With the ongoing lifestyle and demographic changes, online insurance is becoming one of China's key distributional and operational business models. More than 140 Chinese insurance companies had launched an online business by 2021, with a total premium of 298 billion Yuan (US$45 billion) or 6% of the industry total. Over 7741 enterprises are registered and involved in online insurance. Despite ongoing pandemic issues and lockdowns, online insurance became the accelerators for premium growth in China, especially in the life and health insurance sectors. While the opportunities are enormous, online insurers are facing a number of challenges, such as tightening regulations, a shortage of competent advisors, rising fraud and global recessions. With over 900 million mobile users in China and a population that is ageing and witnessing a reduction in fertility, online insurance will keep growing.
Die Funktionsweise von Auktionen und deren Einsatz in verschiedenen Wirtschaftszweigen ist bereits gut dokumentiert. Auch die Platzierung von Rückversicherung erfolgt bereits in kleinem Rahmen mittels Auktionen. Warum ist es daher wichtig dieses bereits recht gut untersuchte Feld erneut zu betrachten? Für die Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate wurden die beiden Wissenschaftler Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson der Stanford University 2020 mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt. Bei der Platzierung von Rückversicherung zeichnet sich ein Trend zur Automatisierung ab. Verschiedene InsurTechs und Marktinitiativen wie B3i und Ritablock beschäftigen sich in diesem Sinne mit verschiedenen Anwendungsfeldern der Blockchain-Technologie. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie der bestehende Wettbewerbs- und Kostendruck der Erstversicherer führt dazu, dass Versicherer nach Einsparpotenzialen suchen. Die Auktionen erweisen sich in vielen Bereichen der Wirtschaft als Erfolgsmodell, z.B.
bei der Vergabe von Mobilfunkfrequenzen, Subventionen für Windparks oder der Preisfindung von Energiepreisen.
In der Ausarbeitung wurde sich mit den Nachhaltigkeitsrisiken aus dem BaFin Merkblatt in Bezug auf das Risikomanagement beschäftigt. Die Nachhaltigkeitsrisiken (ESG Risiken) sind in die drei Bereiche „Environment“, „Social“ und „Governance“ zu
unterteilen. Der potentiell größte Bereich „Environment“ unterteilt sich wiederum in Physische Risiken und Transitionsrisiken. Physische Risiken beschreiben die möglichen Auswirkungen durch Extremwettereignisse und transitorische Risiken sind solche, welche sich durch den Umschwung in eine kohlenstoffarme Wirtschaft ergeben können (beispielweise durch politische Entscheidungen oder technologische Entwicklungen). Das Merkblatt ist laut der BaFin ein „Kompendium unverbindlicher Verfahrensweisen“ und die zu treffenden Maßnahmen der Unternehmen sollen sich an Art, Höhe und Komplexität der Risiken ausrichten (Proportionalitätsprinzip).
In den letzten Jahren haben sich weltweit drei Sovereign Catastrophe Risk Pools entwickelt, welche Klimaversicherungen gegen Naturkatastrophen in Schwellen- und Entwicklungsländern anbieten:
• Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) in der Karibik
• African Risk Capacity (ARC) in Afrika
• Pacific Catastrophe Risk Insurance Company (PCRIC) im pazifischen Raum
Hintergrund für die Entwicklung dieser Pools ist der geringe fiskalpolitische Spielraum in Schwellen- und Entwicklungsländern. So sind Erhöhungen von Steuereinnahmen oder Kapitalallokationen kaum möglich. Außerdem endet eine
Verschuldung am Kapitalmarkt häufig im Schuldenerlass, wodurch eine Refinanzierung gefährdet werden kann. Schließlich bleiben nur noch Spenden und Hilfsgelder als Maßnahme übrig, welche u.a. durch die G7-Staaten, die Weltbank oder die Weltgesundheitsorganisation zur Verfügung gestellt werden können.
In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene risikopolitische Maßnahmen zur Reduzierung der Volatilität des Nettoergebnisses eines Erstversicherers beschrieben, mit Hilfe derer Schadenquoten und Ergebnisse zukünftig besser zu planen sind. Als mögliche Ansätze kam die Gründung eines Versicherungspools
zwischen zwei oder mehreren europäischen Erstversicherern sowie die Verwendung eines versicherungstechnischen Swaps in Betracht. Aufgrund von
geringeren Kosten und höherer Flexibilität erscheint der versicherungstechnische Swap gegenüber der Gründung eines Versicherungspools besser geeignet zu sein.
Die Basis der Masterarbeit bildet, neben zur Verfügung gestellter Informationen der beiden Erstversicherer Achmea (Niederlande) und Gothaer (Deutschland) sowie unterschiedlicher Praxisbeispiele, eine ausführliche Auswertung versicherungs- und finanzwissenschaftlicher Literatur. Die Arbeit soll als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage zur Implementierung einer der
beschriebenen Maßnahmen in die Praxis dienen.
Die IEA prognostiziert einen Anstieg des globalen Anteils erneuerbarer Energien am Energiemix von 22,8% in 2015 auf 38,1% in 2027, begleitet von verstärktem (Rück-) Versicherungsbedarf. Sechs Herausforderungen in der Rückversicherung erneuerbarer Energien werden skizziert, darunter komplexe Underwriting-Anforderungen, zunehmende Integration von ESG-Faktoren, Bewertung der Zeichnungspolitik der Zedenten, Mangel an Schadenerfahrung, Naturkatastrophenexposition und die Anpassung von Rückversicherungsformen an die spezifischen Bedürfnisse. Die Zukunft erfordert den Aufbau von Expertise für erneuerbare Energien und eine ganzheitliche Bewertung von Schadensszenarien. Besonders im Offshore Wind Geschäft bleibt ein Druck auf Preise und Bedingungen bestehen.
Das Thema Environmental Social Governance (ESG) gewinnt auch im Rückversicherungssektor aufgrund gestiegener aufsichtsrechtlicher Anforderungen an Relevanz. Dabei wurde in der Vergangenheit der Schwerpunkt auf Investments gelegt. Nun existieren immer mehr ESG-Kriterien, die das Underwriting betreffen. Welche Effekte dies auf die Branche hat, lässt sich heute noch nicht abschätzen. Klar ist, dass wir uns am Anfang einer langen Transformation befinden. ESG-Kriterien werden zukünftig vermutlich als ein weiterer Aspekt neben der versicherungstechnischen Risikobewertung berücksichtigt.
Die Bedeutung von Cyber-Versicherungen als Instrument zur finanziellen Absicherung, um die zunehmenden Unternehmensverluste durch Cyber-Risiken abzumildern, nimmt zu. Es mangelt jedoch an standardisierten Wordings und gegenseitigem Verständnis bei Cyberversicherungs-Policen. Mit weniger als einem Drittel der 2017 in den USA ausgezahlten Cyberversicherungsansprüche besteht eine erhebliche Lücke zwischen den Cyber-Risiken, die Unternehmen abdecken müssen, und denen, die tatsächlich durch ihre Cyberversicherungspolicen abgedeckt sind. Im Jahre 2018 wurde von Lloyds of London eine Schätzung mithilfe von Szenario-basierten Modellen durchgeführt, um zu ermitteln, wie groß die Versicherungsschutzlücke im Hinblick auf Cyber-Risiken ist. Man ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Versicherungsschutzlücke ungefähr 90 % beträgt. Der Begriff bezeichnet die Differenz zwischen dem Versicherungsschutz, welcher ökonomisch benötigt wird und dem tatsächlich gekauften.
Diese Forschung befasste sich mit den deutschen Cyber-Versicherern, welche Cyber-Schutz für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) anbieten. Im Rahmen dieser Forschung wurden nur die Ausschlüsse von Cyber-Versicherungen betrachtet. Zusätzliche erweiterbare oder kostenpflichtige Einschlüsse wurden nicht berücksichtigt. Als Grundlage für die Forschung wurde ein Datensatz erstellt, welcher auf Informationen der BaFin basiert. Durch mehrere Segmentierungsstufen wurden 50 Cyber-Versicherer ermittelt, welche Cyber-Schutz für KMUs angeboten haben. Von diesen 50 Cyber-Versicherern konnten 41 Cyber-Bedingungswerke für das Forschungsprojekt herangezogen werden. Im Rahmen der Forschung wurden nun die Bedingungswerke mittels einer induktiven qualitativen Inhaltsanalyse auf die bestehenden Ausschlüsse analysiert. Die Ergebnisse wurden kategorisiert und beschrieben. Innerhalb der Analyse konnten 15 Ausschlusskategorien sowie deren Häufigkeiten in den Cyber-Bedingungen ermittelt werden. Diese Ergebnisse können dazu beitragen, dass Unternehmen eine Vorstellung davon erhalten, was nicht in den Cyber-Versicherungen enthalten sein könnte. Zudem liefern die Beschreibungen eine Informationsgrundlage und tragen so dazu bei, dass der Versicherungsschutz bzw. die Ausschlüsse besser verstanden werden.
Diskussionen über Gleichwertigkeitsbeschlüsse und bilateral ausgehandelte Abkommen wie z. B. das Covered Agreement zur Regelung des Betriebs von Rückversicherungsgeschäft zwischen der EU und den Vereinigten Staaten könnten für international tätige Versicherungsgruppen zukünftig der Vergangenheit angehören. Als Vereinigung von Versicherungsbehörden aus über 200 Ländern arbeitet die International Association of Insurance Supervisors (IAIS) seit 2013 an der Entwicklung eines risikobasierten, global anwendbaren Kapitalstandards (Insurance Capital Standard – ICS). Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung eines übergreifenden Regulierungsrahmens für große international tätige Versicherungsgruppen mit Mindeststandards für die Bewertung von Risiken und daraus resultierenden Anforderungen an die Kapitalausstattung.
Es liegt in der Natur der Sache, dass bei der Entwicklung eines globalen Kapitalstandards die Interessen aus vielen verschiedenen Jurisdiktionen mit unterschiedlichen Systemen aufeinandertreffen (insbesondere trifft die verschiedenen Aufsichtsregime aus Europa und den Vereinigten Staaten aufeinander). Das IAIS hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessengruppen zusammen zu bringen und ohne die lokalen Aufsichtsregime in den Jurisdiktionen auszuklammern, einen globalen Mindestkapitalstandard für international tätige Versicherungsgruppen zu entwickeln.
Der ICS wird im Rahmen der Konsolidierungsmethode berechnet und weist daher viele Ähnlichkeiten mit Solvency II auf. Der US Alternativansatz wird im Rahmen der Aggregationsmethode berechnet und soll ähnliche Ergebnisse zur Konsolidierungsmethode liefern.
Am Ende stellt sich für die europäischen (Rück-)Versicherungsunternehmen die Frage, ob man akzeptiert, dass US Ansatz äquivalent zum ICS ist, um das Ziel eines globalen Kapitalstandards als Level Playing Field zu etablieren.
Der Rückversicherungsmarkt steht derzeit vor großen Herausforderungen und starken Veränderungen. Die Kölner Forschungsstelle Rückversicherung analysiert die aktuellen Entwicklungen des Rückversicherungsmarktes und begleitet diese gegebenenfalls durch orschungsprojekte. Dabei verbindet die Kölner Forschungsstelle Rückversicherung ihre orschungsaktivitäten mit der Rückversicherungspraxis. Dabei wird ein bidirektionaler Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis betrieben. Die Organisation und Durchführung des jährlichen Kölner Rückversicherungs-Symposiums und der Jahrestagung des Förderkreises Rückversicherung gehören ebenfalls zu den Aufgaben der Forschungsstelle. Die Inhalte dieser beiden Veranstaltungen sowie die bearbeiteten orschungsprojekte fließen in die Lehre an dem Institut für Versicherungswesen ein und omplettieren so die praxisorientierte Ausbildung in dem Bereich der Rückversicherung. In der Kölner Forschungsstelle Rückversicherung sind derzeit sieben forschende und
zwei koordinierende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Dabei werden sämtliche Sach- und Personalkosten vollständig aus Drittmitteln des Förderkreises Rückversicherung finanziert.
Dem Förderkreis Rückversicherung, der Hochschulleitung und -verwaltung sowie den Mitarbeitern der Kölner Forschungsstelle Rückversicherung gilt unser Dank für alle Unterstützung der Forschungsprojekte und Veranstaltungen im vergangenen Jahr.
In diesem Jahresbericht dokumentiert die Kölner Forschungsstelle Rückversicherung ihre
wissenschaftlichen Forschungsprojekte, Publikationen, Vorträge und Veranstaltungen in 2017, um dadurch gegenüber den Freunden und Förderern der Forschungsstelle Rechenschaft über die geleistete Forschungsarbeit abzulegen.